[Rezension] Die Verräterin - Das Imperium der Masken von Seth Dickinson

Der Titel ist Programm





Buch von Seth Dickinson
Genre: High Fantasy
Seiten: 560
Erschienen am: 22.6.2017
Verlag: FISCHER Tor
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Klappentext:


"Seth Dickinson ist der provokativste und aufregendste Fantasy-Autor der letzten Jahre. Mit ›Die Verräterin‹ hat er den ersten Roman einer brisanten Fantasy-Trilogie vorgelegt, in der es um die großen Fragen nach Freiheit, Gerechtigkeit, Selbstverwirklichung und Rache geht. 
Baru Kormoran ist eine junge und hochbegabte Frau, die miterleben muss, wie das Imperium der Masken ihre Heimat Taranoke erobert, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen: Der übermächtigen Handelsflotte hat die abgelegene Insel nichts entgegenzusetzen. Anstatt aufzubegehren, lässt Baru sich von den Imperialen anwerben und steigt rasch selbst zu einer Machtposition auf. Ihr Ziel: das Imperium von innen heraus zu zerstören.
Von ihren neuen Herren in die Kolonie Aurdwynn versetzt, bekommt sie es alsbald mit einer ganzen Reihe rebellischer Herzogtümer zu tun. Im Kampf um Macht und Freiheit findet sie sich zwischen den Fronten wieder und muss sich fragen, wo sie steht – aufseiten der Rebellion oder des Imperiums. Baru fällt eine Entscheidung, deren Tragweite sie nicht einmal selbst zu ahnen vermag ..."


Meine Meinung:


Die Verräterin ist ein gut durchdachter Roman, der wohl der high Fantasy zugeordnet wird, so genau kann ich mich allerdings nicht festlegen, da keine magischen Elemente darin vorkommen und es durch die Herrschaft des Imperiums auch dystopische Züge bekommt. Auf jeden Fall ist die Mischung gelungen.

Der Einstieg fällt keineswegs leicht, man bekommt so viele Fremdwörter und neue Begriffe um die Ohren gehauen, dass man stellenweise ganze Sätze zu Beginn nicht versteht. Die ersten ca. 70 Seiten sind dadurch schwierig zu lesen, schafft man es allerdings sich bis dahin durchzubeißen, wird man mit einer interessanten und spannenden Geschichte belohnt.

Wir verfolgen den Weg von Baru Kormoran, aus ihrem Leben herausgerissen als junges Mädchen, dann auf eine Schule des Imperiums geschickt, dort als Hochbegabte gelobt und dann nach Aurdwynn versetzt als Reichsbuchhalterin. Damit hat sie ein schweres Los gezogen und ist weit entfernt von ihrem eigentlichen Plan. Mit 18 Jahren tritt sie diese Stelle an und findet sich auf einer komplizierten und gefährlichen Position. Die Story macht kurz darauf einen Sprung von 3 Jahren und obwohl Baru dann 21 Jahre alt ist, nehme ich ihr die kalte Berechnung und Abgebrühtheit ihres Handelns nicht ganz ab. Zu Beginn war sie mir noch sympathisch, aber im Laufe der Geschichte nahm es stetig ab. Am besten beschreibt sie sich selbst fast am Ende des Buches mit den Worten:

"Baru, du Närrin. Du arrogantes, kaltherziges Ungeheuer." Seite 521

Die anderen Charaktere sind allgemein gut ausgearbeitet und ihr Handeln nachvollziehbar und logisch. Hier fiel mir eine Ähnlichkeit mit Game of Thrones auf und zwar sucht man sich besser keine Lieblinge aus. 

Der Großteil des Buches spielt sich in dem Land Aurdwynn ab, es wird in 12 Herzogtümer unterteilt mit schwer zu merkenden Namen. Die Karte im Umschlag erwies sich dabei als sehr hilfreich. Die Herrschaft des Imperiums ist grausam, Aufstände werden immer wieder grausam niedergekämpft und alles schreit nach einer Rebellion.

"Zwanzig Jahre lang hat er unter den Augen der Maske vor sich hingeknurrt, die ätzenden Dämpfe des inkrastischen Gesetzes geatmet, sich gemäß den Vorgaben der Jurispotenzia gepaart." Seite 509

Das Hauptthema des Romans ist Verrat und bis zum Ende von Band 1 möchte man meinen man hat jede Variante davon durchgemacht. Hier wurde ein bisschen zu dick aufgetragen, politische Intrigen sind zwar spannend, aber das Zwischenmenschliche bleibt dabei auf der Strecke. Dadurch kommt alles andere etwas trocken daher, auch die wirklich nur am Rande stattfindende Liebesgeschichte wirkt sehr steril. Hier wurde viel Potential verschenkt und der Autor hat sich dadurch meiner Meinung nach um eine großartige Chance gebracht. Damit komme ich zu meinem größten Problem mit dem Buch, das Finale. Die Ereignisse überschlagen sich, ein paar Wendungen, inklusive großer Schlacht sorgen zwar für Spannung, aber leider hat mir der Verrat an jeder Ecke einen gewaltigen Dämpfer gegeben und ich war ein Weile ziemlich sauer. Mittlerweile habe ich mich wieder beruhigt und da es ja der Auftakt einer Trilogie ist, hoffe ich einfach mal, dass er das Ruder im nächsten Teil wieder rumreißt.

Ein paar Fremdwörter weniger, dafür mehr Gefühl hätten der Story gut getan. Obwohl ich den nüchternen Schreibstil kritisiere, hat es mich dennoch mitgerissen und vor allem am Ende starke Emotionen hervorgerufen. Es verlangt ein aufmerksames Lesen und darum möchte ich euch noch eine Stelle zitieren, die ich zuerst überlesen und später nachschlagen musste, nämlich die Erklärung zum Vorbehalt des Verräters.

"Am sichersten ist es also, vorerst Loyalist zu bleiben und dann die Seiten zu wechseln, wenn der Sieg der Verräter als sicher erscheint, und dabei so zu tun, als sei man unglaublich schlau und habe den Loyalisten von innen heraus geschadet." Seite 218


Weitere Rezension:
Weltenwanderer - Die Verräterin

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